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Eine Freundschaft fürs Leben Ernst Wagner und Friedrich Mosengeil
Friedrich Mosengeils wahren, echten Geist jugendlichen Dichterfeuers brachte in sein Leben erst die Bekanntschaft mit dem innig geliebten, von Anfang an als Genie
bewunderten und hochverehrten Freund Ernst Wagner. Er sah Ernst Wagner das erste Mal in den stattlichen Kirchdorf Fambach, wo Ernst Wagners Schwester mit dem Pfarrer dort verheiratet war. Mosengeil, der bis dahin nur die
Breitunger Bauernknaben zu Spielgesellen gehabt hatte, traf in Ernst Wagner den ersten geistig hochbegabten und feingebildeten Jüngling und begann sofort, ihn zu “vergöttern”, - “Mich ganz zu bezaubern, ließ er sich herab, mein
Bruder zu werden.” Auch in Roßdorf suchte nun Friedrich oft den Freund und dessen ehrwürdigen, freundlichen Eltern auf. Ein herrlicher Waldweg führte über den aussichtsreichen Pleß dorthin, und sein Herz schlug vor
freudiger Erwartung, wenn er nach beschwerlichen Steigen durch den duftenden Wald hinabeilte und von Ferne den Roßdorfer Kirchhügel herüber erblickte.
Beschreibung seines Freundes Friedrich Mosengeil
Ernst Wagner
Er war schon damls ein hochgewachsener, muskelfester Mensch, wie es schien von unverwüstlicher Gesundheit und
dabei von ansprechender, den hellen und kräftigen Geist verkündender Gesichtsbildung. Von Natur gesellig und fröhlich bis zum Übermuthe, besaß er eine gewisse Meisterschaft in mancherlei komischen
Unterhaltungskünsten, welche besonders die junge Welt dem guten Gesellschafter so hoch anrechnet. Die Kunst, eine fremde Persönlichkeit täuschend nachzuahmen, hatte er bereits mit großem Erfolg ausgebildet, und selbst der
Schwager Pfarrer, der bei vielem Guten allerdings manche auffallende Sonderbarkeit im äußeren Benehmen und in der Sprache zeigte, mußte nicht selten dem geschickten
mimischen Kopisten unbewußtzu seinen Kunstleistungen sitzen. Sein Mienenspiel fügte sich seinem Willen, und mit der Stimme konnte er machen, was er wollte.
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